In der Uni-Bibliothek
ist mir eine Neuanschaffung mit dem Titel «Der Energiehandel» in die Hände gefallen.
In Deutschland wird
der Strom auf zwei Arten gehandelt. Die Versorger können den Strom langfristig im
Voraus bei den Erzeugern kaufen. Sie haben aber auch die Möglichkeit sich an
der Strombörse in Leipzig EEX zeitnah einzudecken.
Wie funktioniert die
EEX auf der Erzeugerseite? Bis 14.30 Uhr müssen sie bei der EEX ihre Angebote
für die Stromerzeugung am nächsten Tag stundenweise einreichen. Die Versorger
melden ihre Nachfrage.
EEX entscheidet nach
dem gebotenen Preis, wer am nächsten Tag produzieren bzw. liefern darf. Dabei
werden Wind- und Solarstrom mit einem Preis von 0 Euro/ MWh betrachtet, d.h. sie
dürfen immer liefern (sog. Einspeisevorrang). Da die EEX ein fast vollkommener,
transparenter Markt ist, bieten die Erzeuger mit ihren Grenzkosten. Grenzkosten
bedeutet hier, dass die laufenden Kosten gedeckt werden, aber die
Investitionskosten oder Rücklagen für Investitionen nicht erwirtschaftet werden.
Darf man an nächsten
Tag liefern, so erhält man nicht den Preis, zu dem man geboten hat, sondern den
höchsten Preis, zu dem noch geliefert werden darf.
Jetzt haben die
verschiedenen Erzeugungsarten unterschiedliche Grenzkosten, und zwar
aufsteigend: Wind- und Solar, Nuklear, Braunkohle, Steinkohle, Gas und Dampf
(GuD) und Gasturbinen.
Die Grenzkosten der
nächsten teureren Erzeugung liegen dabei meisten über den Vollkosten der Erzeugung.
Ist der Preis gegeben durch die Grenzkosten der Gasturbinenkraftwerke, so kann
ein Kernkraftwerk mit diesem Preis einen hohen Gewinn erzielen.
Die erneuerbaren
Energien erhalten im Prinzip den gleichen Preis, aber falls dieser geringer
ist, als was ihnen garantiert wurde, dann wird der Preis aufgefüllt durch die
sogenannte EEG-Zulage.
Aber wann erzielen in
diesem System die Gasturbinenkraftwerke Gewinn? Im Prinzip, nie! Dies nennt man
in der Literatur das «Missing Money Problem». Für einen Erzeuger ist es daher
besser, Kernkraftwerke und Braunkohlekraftwerke (siehe RWE) als Gasturbinenkraftwerke
in seinem Portfolio zu haben.
Was passiert nun, wenn
Kernkraft- und Kohlekraftwerke vom Markt verschwinden? Der Preis wird von den
Grenzkosten der GuD bzw. Gaskraftwerke bestimmt.
Nur erwirtschaften die
Gaskraftwerke keine Rücklagen für Investitionen. Das Modell funktioniert
irgendwann nicht mehr. Eine Lösung sind Kapazitätsmärkte. Dann werden die Gaskraftwerke
bezahlt, weil sie liefern können. Wir bezahlen die Feuerwehr auch nicht nur
fürs Löschen.
Der Strompreis wird ansteigen.
Dies hat aber für den Verbraucher wenig Konsequenzen. Der neue Strompreis liegt
viel höher und dadurch muss der Preis für die erneuerbaren Energien weniger
aufgefüllt werden d.h. die EEG-Zulage sinkt.
Was passiert, wenn es
nur noch erneuerbare Energien gibt? Der Börsenpreis fällt in den Keller. Wenn
die Erneuerbaren dem Markt ausgesetzt wären, würden sie sich gegenseitig in die
Pleite treiben. Aber da sie ja garantierte Einspeisevergütungen bekommen, ist
der Strompreis praktisch konstant. Es findet kein Markt mehr statt und die
Börse kann geschlossen werden. Da aber an der Börse auch Derivate gehandelt werden,
hätte man ein zusätzliches Spielcasino.